viernes, 21 de septiembre de 2007

 

Expresiones que lamentablemente ya casi no se usan (IV)







Chachipén






¿Acaso alguno de ustedes, o de su entorno, usó alguna vez semejante palabro? Pues sí. No exactamente éste, si no son ustedes por ventura de algún barrio marginal con gitanos de los que salen en las canciones de Los Chichos, pero una contracción del mismo: chachi. Ahora sí, eh, pijillos? Chachi que sí, chachi que no, es chachi. Chachi. Que mal suena ahora. Chachi. Repítanlo muchas veces mirándose al espejo. Qué estremecedor al unir un palabro con una presencia física inquietante, qué no? Chachi que sí.


La tal palabra, chachipen, viene el caló y viene a enfatizar algo, a corroborarlo y, a la vez, como su adaptación al payo describe algo que está bien, que mola. Lo chachi, ya saben...ahora, que, el concepto de lo que está bien, lo que mola, me da que es diferente en las dos razas...porque, si ustedes mañana pillan un curro de puta madre, con sus 16 pagas, sus 35 horas y su becaria feladora pues su parentela y amigos lo flipan...pero si le regalan un galgo, una pareja de hurones, unos botines de tacón cubano y un sensacional R-12 ranchera, color verde pálido, les entrarían ganas de finalizar su vida de manera contundente...y viceversa, claro. El lenguaje es caprichoso, amigos. No se fíen. Chachi que no.



Un ejemplo a seguir por mucha gente

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Comments:
Chachipén, no sé, pero chipén a secas es muy de sainete de Arniches. No sé, lo asocio con el anterior munícipe vestido de chulapa agarrado a Mingote y entrando en uno de esos happenings castizos que tanto promocionó y que la felona de la Espe traicionó recuperando de manera faraónica la memoria de la Movida.
A joderse, Polanco, que tus fastos mortuorios no creo que duren medio año como duraron estos de la Movida.
Y ahora, con la facción ultraZP de Escolar/Milikito a punto de caramelo, más menguado queda el sanedrín prisaico.
Perdonen la digresión pero es que en Cuatro estaba la Campoy y el señor ese de las blancas melenas pasando lista de quién fue y quién no a un homenaje al cacique difunto de la progresía y estaban crispadísimos. De una crispación infinita.
A ver si les da la apoplejía, coño.
 
Había un individuo en mi clase que utilizaba el "chachi que sí" un mazo (mazo también), pero además tenía en la recámara todo un abanico de expresiones rimadas. Si le preguntabas que tal le pareció tal peli te podía contestar "bwah neno, una ful de estambul". Tenía también la de "nel del panel" y una que utilizaba en contadas ocasiones -creo que de su propia cosecha- que era "La polla de Goya", que era el equivalente a decir "Ande y vete por ahí".
 
yo fliparía si me regalasen un hurón (también valdría un erizo), y lo de los tacones cubanos habría que pensarselo, combinarlos es dificil pero le dan a uno un bamboleooo
 
Ya que PEGAMIN se adentra cada vez más por las veredas de la etnolingüística buscando "vocablos para el recuerdo", ¿alguien puede explicarme qué relación psicotrópica tiene la expresión MOLA MAZO con Camilo Sesto para llevarle a hacer una canción completamente fuera de su línea amoroso/sentimental? (uno se imagina esa letra cantada por Pocholo -si éste decidiese dar un sesgo canoro a su errabundo devenir- pero no acabo de encajarla en quien sudó sangre y lágrimas en Getsemaní).
Aquí link a la letra:
http://tinyurl.com/2dpsz8

Llevo tiempo agobiado por el peso de esta cuestión y aprovecho para compartirlo con todos ustedes cual Atlas a la hora del bocata.
 
Es falso que la palabra chachipén proceda del caló. Basta con que hagamos el experimento en casa de intentar pronunciarla con acento gitano, para descubrir que es imposible hacerla encajar en la dicción llanocompulsiva con relajadas sílabas finales de los Chungo's Bros. Posiblemente sea un término de cuño de colegio de educación especial, de asilo alzheimeroso o de manicomio molón de Europa del este.

Por otro lado, la popularidad de su apócope (chachi) ha superado y desbancado por completo al original. Así que perder un minuto más en pos del valor de chachipén me parece una cuestión digna, más que nada, de zorras con furor uterino.
 
Ha de saber ustez que incluso se publica una revista "Itachipén" o algo así, tendré que buscarla, de cultura gitana...por otra parte somos todos unas zorras, claro
 
DIE RACHE DES KÖRPERS AM GEDANKEN

Louis Althusser, Philosoph und Mörder





1

"Ich erinnere mich jetzt" schrieb Etienne Balibar, der Meister-Schüler Althussers: "Es war an jenem Tag im August 1980, als Althusser, der völlig ausgelaugt von Schlafmangel, vollgestopft all die Wochen mit Psychopharmaka, unter höllischen Halluzinationen litt, ruhig und verständig zu mir sagte: ´Ich werde mich nicht umbringen, ich werde Schlimmeres tun. Ich werde alles vernichten, was ich geschaffen habe, alles was ich bin - für mich und für andere ... ´

Er wurde bald aus der Klinik entlassen. Doch im gleichen Jahr ermordete er in einem Anfall von Umnachtung seine Frau Hélène. Das war in Paris, rue d`Ulm, Sonntag den 16. November 1980 neun Uhr morgens in einem kleinen Appartement der Eliteschule der Nation, der École Normale: Er kniete vor ihr, nahe, ganz nahe, gebeugt über ihren Körper, und massierte ihren Hals, fast mechanisch massierte er, massierte ihren Hals, der wie ein Gegenstand an seiner Haut lag. " ...Ich drückte meine beiden Daumen in die Höhlung des Fleisches im Umkreis des Brustbeines und erreichte so langsam, den einen Daumen links, den anderen rechts schräg aufstützend, den härteren Bereich unter den Ohren. Ich massierte die ganze Zone V-förmig ... Das Gesicht Hélènes war sehr friedlich, war unbewegt, und die weit geöffneten Augen fixierten die Decke, und plötzlich wurde ich vom Entsetzen erfaßt: zu still war dieses Gesicht; ich sah die Augen, die waren so starr ... und zwischen den Zähnen, die Lippen ein wenig geöffnet, zwischen den Zähnen ein Stückchen Zungenspitze, ungewohnt und sanft. Der Hals kalt, er war kalt, der Hals, und sprang auf, und aus aller Kraft laufend durchquerte ich in einem Zustand intensiver Panik die Wohnung ... der Krankenstation zu, ... immer noch schreiend, stürzte ich ... die zum Arzt hinaufführende Treppe hoch und schrie: Ich habe Hélène erwürgt ... "

Althusser erhielt vom herbeieilenden Arzt eine Beruhigungsspritze; er war wie umnachtet, kam erst in der Heilanstalt Saint-Anne wieder zu Bewußtsein. Drei Polizeipsychiater, in Schwarz gekleidet, verhörten ihn aber erst Tage später. Der Untersuchungsrichter brachte kein Wort aus ihm heraus. Und er wurde wieder mit dem Psychopharmaka IMAO und 12 Elektroschocks behandelt. Behandelt mit dem "kleinen Tod", wie er schreibt. Und einmal pro Woche besuchte ihn auch sein Psychoanalytiker. Im Juni 1981 wurde er in die Heilanstalt Soisy überführt und blieb dort bis Juli 1983. Er hatte oft Besuch von Freunden. Er schien wieder völlig normal und wurde 1983 aus der Heilanstalt entlassen.

Er lebte noch zehn Jahre - ohne Öffentlichkeit, in einer erschreckenden Normalität als Privatmann und schrieb 1985 seine Lebensbeichte, die aber erst 1992 nach seinem Tode erschien. Er starb 1990 an Herzversagen.

Das Jahr 1989 hat den Kommunisten und Denker Althusser als FALL der Selbstauslöschung wieder äußerst interessant gemacht.

Der Philosoph Louis Althusser weiß bis zu seiner Lebenskrise wenig über die Abgründe seines Lebens, er schiebt sie weg, diese Abgründe, daß er nicht einmal den Mord erinnert, - dieser tiefe Schlaf des Bewußtseins ist ein Symptom ... Alles ist von einer festgefahrenen fixen Idee überdeckt worden, die ihn vor den eigenen Abgründen und Krankheiten schützte. Als diese Verdrängungsmaschine zerbricht, kommt der Wahnsinn hoch. Erst als er sich davon befreit, sich als Scheinwesen, als Selbstkonstruktion auslöscht, erst nach dieser gräßlichen Selbstbefreiung durch Mord, beginnt er zu leben und zu lieben. Er sieht sein letztes Buch, das wichtigste, das er geschrieben hat, als Ersatz für seinen Prozeß als Mörder, er klagt darin sogar, daß er als Patient - wegen Schuldunfähigkeit - keinen Prozeß erhalten habe. Ja, daß er über Hélène, natürlich nur von "ihrem Standpunkt aus" schreiben wird: Höhepunkt der Heuchelei. Denn er war froh, dem Prozeß durch die Internierung entkommen zu sein.

Die "Krise des Marxismus" bestimmte sein Denken, ruinierte seine Gesundheit.

Frühjahr 82 in der Heilanstalt Soisy, wohin Althusser im Juni 81 mit dem geschlossenen Krankenwagen und unter Bewachung überführt worden war; auffallend ist der große grüne Fleck, Park genannt, das Gras wie geschoren: Null, überall die weißen Gestalten der Patienten, und die blütenweißen Pavillons zwischen hohen Bäumen, im Pavillon Nr. 7 jener Mann, den sie für einen Mörder halten. Althusser hatte nun alles hinter sich und nichts mehr im Sinn, angestrengt zerfurchtes Gesicht, über dem eine tiefe Dunkelheit lag, Nacht, schwer, die versuchte, ihn zu verschlucken, Wachheit eine Leistung, umschattet die Augen, die müde waren, alles müde und angestrengt da, nur der Mund bewegt, die Rede, Worte zwischen dem Zigarettenstummel, der immer brannte, die Hände mit einer abgenommenen Brille über dem Tisch, die Hände sehr alt, auch der Anzug dunkel, fast schwarz über der abgemagerten Gestalt, fast eng der Brustkorb, asthmatisch, das Hemd weiß mit offenem Kragen, sieben tiefe Falten auf der Stirn, hochgezogen darunter die umschattenen Augen, Brauen hoch, als wäre er ein zum Tode Verurteilter, der überlebt hatte, so kam er sich vor, die Hände um den eigenen Hals, du mußt nur zudrücken, dachte er; redete und redete - nur vom Selbstmord, ein Vortrag. Und auf die Frage, ob er sich unglücklich fühle, frappierende Antworten. Merkwürdige Erinnerungen an das relative Glück während der Internierung in einem deutschen Gefangenenlager während des Krieges, Glück des geschlossenen Raumes, geordnet und perfekt: "Einheit, wie ich sie zum Glück auch in der Heilanstalt, oft wegen Geschütztseins erfahre, schönes Ausgelöschtsein, endlich Nichts sein ... im leer summenden Raum der Krankenstation ... "

War dies hier ein lebender Toter, atmend, der verzweifelt versuchte, endlich sterben zu dürfen, zu entkommen, das zu sein, was er wirklich war. Ich stelle mir vor: Gottseidank ist Etienne Balibar, Althussers Schüler und Freund dabei, zusammen mit Althusser hatte er "Das Kapital lesen" geschrieben: "Althusser hat schon 1977 auf einem Kongreß in Venedig zum Thema Krise des Marxismus mit beißender Ironie alles von ihm Gedachte lächerlich gemacht; Lenins Lüge vom Primat der Politik, des Staates, der Diktatur z.B., oder von der Partei müsse den Arbeitern, in deren Wut und Elend, Schmerz und Misere, Bewußtsein, Geschichte, Theorie aufgezwungen werden." Das Revolutionäre an Herrn Marx war für ihn, daß er "Proletarier geworden" sei, welch falsches Bewußtsein: Von den Kommunisten aber sei doch immer nur das schlechte Gewissen der Intellektuellen ausgenützt worden, die Gewissensbisse, besser zu leben, denkend: luxuriös über alles hinwegfliegend - am Blindenstock der Feder, Luxus, im Verhältnis zum Elend der Proletarier, auch Marx sei kein Proletarier gewesen, klar. Und nie hätten die KP-Eliten auf die Leute gehört, sie nur verachtet, sie und die Denker nur für ihre Macht ausgenützt.

Tabula rasa, dies ist tatsächlich Althussers Leistung gewesen ... Doch niemand hat damals schon (1972) diese vorausgeworfenen Zeichen gesehen. Es war eine Befreiung in die Anonymität: der berühmte Marx-Theoretiker und Professor hatte sich schon 1980 selbst ausgelöscht, sich die Maske vom Gesicht gerissen.

War der Aufstand des Körpers eine Rache am Ideologen? Die Selbstauslöschung äußerte sich schon früh als Verworrenheit. Althusser tat, dachte und schrieb peu à peu das Gegenteil von dem, was er bisher getan, gedacht, geschrieben hatte; eine Art langsamer Selbstverrat; Etienne Balibar gibt in seinem Buch "Ecrits pour Althusser" ein krasses Beispiel, Althusser habe für einen Kongreß in Tiflis schon 1979 einen Vortrag geschrieben: "Die Entdeckung des Dr. Freud", der fast mit den gleichen Sätzen wie im Aufsatz "Freud und Lacan" das Gegenteil von dem behauptete, was in "Freud und Lacan " stand! Die Freunde waren entsetzt über diesen Selbstverrat, die Freunde warnten ihn. Und: Er hat sich dann selbst in seinem letzten, dem Bekenntnis-Buch über den Mord an seiner Frau, als Denker-Scharlatan eingestuft. Die Krise begann zwischen 1976 und 1980. Zweifel und Schwäche. Zweifel an der Theorie, an der Revolution, am Marxismus hatten diese Symptome ausgelöst. - Der Marxist Althusser geht so weit, auch den offiziellen Marxismus zu den "ideologischen Staatsapparaten" zu zählen.

Althusser hatte 1967 mit der Partei gebrochen, und erklärt: "Mit der Partei ist der Punkt Null des Marxismus erreicht." Doch war er nicht aus der Partei ausgetreten; doch keiner könne ihm zum Vorwurf machen, er sei moskauhörig gewesen, schrieb er, und 1974 habe er anläßlich eines Philosophenkongresses entsetzt selbst erkannt, welch geistige Wüste die Sowjetunion sei. Krach mit der Partei in Paris sei die Folge gewesen.

Der Verrat an Marx durch das, was sich als seine "Realität" ausgab, wirkte natürlich zurück, das eine ließ sich vom andern kaum mehr trennen. Paradoxerweise wäre er als Marxist erst jetzt frei, jetzt nach dem Tode seiner "Realität", des Ostblocks. Etienne Balibar spricht in seinem Buch von drei möglichen Gründen für die Tragik Althussers, für die Selbstauslöschung des Marxisten Althusser.

1. Die eigene Psychose. Daß er nicht jener war, der er zu sein schien, sondern immer nur ein Scheinwesen. Die Ursache dafür ist tief, sie liegt in der Kindheit 2. Unmöglichkeit, die Krise des Marxismus zu lösen. 3. Viel wichtiger und weit über die Marxismus-Krise hinaus: die Krise des Fortschrittsgedankens und die allgemeine Krise des Denkens und der Sprache heute.

Im vulgären Marxismus ging es um eine gepanzerte Unwahrheit, die ja Staatswirklichkeit war und Ideologie, es ging um Anmaßung und Vorspiegelung falscher Tatsachen. Und doch blieb diese Krise des Marxismus Spitze des Eisberges eines verlorenen Vertrauens in den Begriff, das Wort, die Erkennbarkeit, Planbarkeit und Veränderbarkeit der Welt. Es ging in dieser Ideologie um den Versuch, das Wirkliche, den Einzelnen, alles, was außerhalb des Wortes und Begriffes existierte, auszuklammern, zu vergessen; dieser Verrat war besonders furchtbar im realen Sozialismus. Vielleicht ist es diese Erfahrung eines "theoretischen Antihumanismus" als Staatspraxis, also die Verhöhnung des Menschen, des Einzelnen, der nicht zählte, was wider die Natur ist, und sich dann rächte. 1989 haben Millionen Einzelne dieses "System" hinweggefegt.

Althusser: "Die Theorie von Marx geht nicht vom Menschen aus, sondern von der geschichtlichen Struktur der sozialen Beziehungen."

Erstaunt stellte Althusser fest, daß ihm seine eigenen Theorien im eigenen Leben, in der eigenen Krise zu nichts nütze waren!

Im Politischen wurde diese Theorie negativ und antihumanistisch, z.B. im Konzept "Klassenkampf", wo ja das Individuum nichts zählte, es war nur der Schauspieler seiner Herkunft; wohin das führte, wissen wir: die unzähligen Morde an Unschuldigen, die zu "Klassenfeinden" deklariert wurden, war die Folge!

Den realen Sozialismus hielt Althusser für einen "breiten Fluß" aus Scheiße. Am Ufer eine riesige Barke mit einem Steuermann, Staatsmacht und KP: Die strafen, kontrollieren. Drüben aber könnten dann alle im Paradies des Kommunismus aussteigen ...

Oh, sancta simplicitas. Dieses kritische Instrument Marxismus, auf den neuesten Stand soziologischer Forschung gebracht, das schärfste, das es gegen die Industriegesellschaft des Kapitals gibt, ist mit einer falschen Utopie tödlich gekoppelt, und hat zu schlimmsten Verbrechen geführt. Idealisierung der Menge und Masse, des "Proletariats" als Hebel zur Erlösung der Menschheit, die Marx mit der wissenschaftlichen Analyse verbindet, hat zum Wahnsinn des "Klassenkampfes" als Erlösungsinstrument und der Vergottung einer PARTEI und "Avantgarde des Proletarisats", der KP, geführt, die als "Instrument der Geschichte" die größten Bluttaten so rechtfertigen konnte.

Doch scheint Althusser auch seine eigenen Bücher unbewußt als Betrug angesehen zu haben. Merkwürdig, daß ihn nach der Veröffentlichung seiner Hauptwerke "Für Marx" und "Das Kapital lesen", Bücher, die ihn bekannt und berühmt gemacht hatten, heftige Depressionen befielen.

Hatte er sich nackt ausgezogen? Hatte er sich verraten, hatte er hochgestapelt, gelogen und etwas vorgespielt? Wer weiß. Er theoretisierte, weil er, wie er selbst schreibt: "Zur Liebe unfähig" war, diese Unfähigkeit steht jedenfalls im Zentrum seiner kranken Persönlichkeit, daher die "totalitäre Seele", das Überspringen von Gefühl und Realität. Wir wissen, wohl aus diesem Gefühlsmangel, aber auch, weil er ein "Anderer" sein wollte, als jener, der er eigentlich war, hatte er eine Professoren-Karriere gewählt, und hatte anfangs Erfolg als marxistischer Philosoph, in den Jahren um und nach achtundsechzig, als das Abstrakte, Nicht-Reale Hochkonjunktur hatte.

Und damit wären wir beim wichtigsten Grund der Selbstauslöschung: Sich selbst, den eigenen Namen, die falsche Person zu löschen.

Es ist so, als wäre das, was die bisherige Person - Louis Althusser ausmachte, Sartres fleischgewordene mauvaise foi, die Lebenslüge: Und dazu notgedrungen freilich die ewige Furcht, "entlarvt" zu werden. Als hätte es da ein SCHEINWESEN Althusser gegeben, eine Maske, hinter der er sich versteckte. Er selbst nennt es "Kunstgriffe der Verführung und des Schwindels". Er will sich beliebt machen, mogelt, schreibt schon in der Schule ab. Und besonders hochstaplerisch erscheint, daß er, als sein Hauptwerk "Das Kapital lesen" 1965 erscheint, wo er empfiehlt alles und Wort für Wort von Marx zu lesen, nur die Frühwerke kennt und nur den ersten Band des Kapitals; Resultat: eine Angstpsychose und schwere Depressionen überfallen ihn, so daß er schon 1965 in die Heilanstalt muß.

"Unglaubliches Entsetzen bei der Vorstellung, daß diese Texte mich vor einem denkbar größten Publikum ganz nackt zeigen würden,"schreibt der Meister: "ganz nackt, das heißt, so wie ich war, ein Wesen, das nur aus Kunstgriffen und Schwindeleien bestand. "

Er war auch rhetorisch ein Meister der Inszenierung und der Show. Des Scheins und Scheinens also! Doch der Betrüger ist nicht gewissenlos genug. Der "Wille zur Übertreibung", erscheint ihm als nichts anderes als der "Wille zur Selbsttötung". Aber auch diese ist wohl pathetisch gemeint, und kaum etwas von dem, was er sagt und schreibt ist wirklich zuverlässig den Tatsachen entsprechend, auch seine autobiographische Beichte nicht, in der er nicht Fakten, sondern Gefühle und Reaktionen auf Fakten vorführen will. Und er hat eine sehr intelligente Ausrede parat: alles, was wirklich zu sein scheine, sei ja nur Projektion, "Phantasma", Halluzination.

In einem geplanten Vorwort zu seiner Autobiographie hat Althusser sogar verkündet, daß er seine eigene Kindheit nicht so beschreiben wollte, wie sie war, auch die Familienmitglieder nicht so, wie sie gewesen waren: "Ich habe mich darauf beschränkt, über sie so zu reden, wie ich sie empfunden und gefühlt habe , eben wissend, daß sie genau so wie jede körperliche Wahrnehmung eine Projektion hätten sein können ... "



2

Gebannt im ideologischen Traum hatte er sich und sein Leben verloren, doch mit diesen "Ausreden" kommen wir zum ersten, zum tiefsten Punkt, zu Althussers Wunde, dem ersten Grund seiner Selbstauslöschung, einem familiären, ja, fast privaten Grund: Partei, Philosophie, Marxismus all dies ein Nichts im Verhältnis zur Hölle der Kindheitswirklichkeit und dann zur Hölle der Ehewirklichkeit im zerstörerischen Bindungs-Clinch in der rue d´Ulm /Paris: Hélène war seine Wunde, er die ihre; Hölle und Abgrund, diese Ehe. Zwei Persönlichkeiten, durch die Last ihrer Vergangenheit zu Seelenkrüppeln geworden, beide am Rande des Wahnsinns.

Hélène Rytman, in Paris geboren, acht Jahre älter als Althusser, stammte aus einer jüdischen Familie, die aus Galizien kam, von der Mutter gehaßt und als Kind zurückgestoßen, ohne Liebe aufgewachsen, als "kleines schwarzes Tierchen", wild, eine kleine Rebellin wuchs in ihr der Selbsthaß; Hélène, die sich als grauenhaftes Weib, als Megäre ansah, die von keinem Mann geliebt werden konnte, und mit zwölf Jahren vom Hausarzt gezwungen wurde, zuerst den krebskranken Vater, ein Jahr später die krebskranke Mutter mit Morphium zu töten, wurde auch noch von demselben Arzt sexuell mißbraucht. Althusser lernte Hélène 1946 im Ambiente einer Partisanenfamilie kennen; er wurde angerührt von der Hilflosigkeit der kleinen Jüdin und von ihrer Leidenschaftlichkeit und Tapferkeit: er war beeindruckt von ihren Erzählungen aus der Résistance, in der sie militärische Verantwortung getragen hatte, Taten, zu denen er, wie er sich sagte, zu feige und sicher nie fähig gewesen wäre; diese gewalttätige Kriegswelt, kam ihm als Steigerung der fordernden und banalen Wirklichkeit vor, in der er sich immer hilflos ausgeliefert vorkam; er war vor dieser zähflüssigen Realität in den Begriff, in die Philosophie geflüchtet. Im Kreis der Résistance-Genossen Hélènes aber fand er: "Solidarität und Kampf, eine Welt der Aktion, aufgebaut nach den großen Prinzipien der Brüderlichkeit, eine Welt der Tapferkeit. Und jetzt wurde ich durch Hélène mit einem Schlag nicht nur all diesen Widerstandskämpfern gleichgestellt, ... sondern war auch noch und für lange Zeit unendlich viel höhergestellt als die armen Normalmenschen, die mich niedergehalten hatten mit ihrer Jugend ... "

Doch genau diese so fiktiv angeeignete Jugend, mußten beide schwer büßen. Es war eine Neuauflage des Mutterkomplexes Althussers, denn Hélène wurde nun für ihn "die gute Mutter", ja sogar der gute Vater, acht Jahre älter als er, liebte sie ihn wie ihren "eigenen", "wunderbaren" Sohn.

Er war von Kindheit an immer der "andere", nie er selbst gewesen, und jetzt war er ein falscher Mann-Sohn. Seine Mutter liebte in ihm den im Ersten Weltkrieg gefallenen Geliebten, der Louis hieß, und dessen Namen Althussser von ihr bekam. Wenn er Louis gerufen wurde, hörte er LUI: ER! Die Mutter heiratete den ungeliebten Bruder des Gefallenen.

Und Althusser selbst schreibt darüber: " ... lui (er), jenes Pronomen der dritten Person, das, wie ein Aufruf eines anonymen Dritten klang, mich jeder eigenen Persönlichkeit beraubte und auf jenen Mann hinter meinem Rücken anspielte: Lui - das war Louis , mein Onkel, den meine Mutter liebte, nicht ich. Dieser Name war der Wunsch meines Vaters, im Angedenken seines Bruders Louis, gefallen vor Verdun, doch es war der Wunsch vor allem meiner Mutter, in Erinnerung an jenen Louis, den sie geliebt hatte und den sie auch ihr ganzes weiteres Leben nicht aufgehört hat zu lieben. "

Wer nicht geliebt wird, kann nicht lieben, wer nicht angeschaut wird, ist absent; und Althusser bekennt seine Liebesunfähigkeit, daß er "gleichsam fühllos für die andern, für ihre Liebe" war, die unpersönliche Liebe seiner Mutter, die nicht ihm galt, ihn negierte, habe ihn unfähig gemacht, für andere zu existieren, ja, er sei "ohnmächtig in seinem eigenen Körper", den er nicht bewohnen konnte, als habe sie ihm diesen weggenommen, amputiert, und als Versehrter habe er über die "Seinsmacht" nicht verfügen können, zu geben.

Wer kennt sie nicht die Verbote, die frühere Generationen so kastriert haben, denn sie, seine Mutter sei schmallippig und fühllos gewesen, mit Kasteiungen, erlernten Verboten quälte sie den Sohn. Am schlimmsten war das bei der ersten heftigen Liebesregung von: Louis, LUI! Es war eine heftige Leidenschaft für die schwarzhaarige Simone, der er Sand zwischen die Brüste rieseln ließ, der Sand rieselte bis zum Bauch, erreichte den Venusberg, und Simone spreizte die Beine, er konnte das Gekräusel und den Spalt des "Rosa Alpenveilchens" sehen. Die Mutter aber stellte ihn zur Rede, verbot ihm den Umgang, es war "nicht schicklich", die Mutter hinderte ihn daran, Simone zu sehen; gleichzeitig nahm sie den Sohn in Besitz, wühlte in seinem Bettlaken, fand Spuren von Pollutionen, nahm einmal sein Glied in die Hand. Er nennt es "Vergewaltigung".

Wir kennen die Abgründe dieser autoritären "Erziehung" der Großelterngeneration. Adorno, Sigmund Freud, Wilhelm Reich haben sie analysiert. Bei den Deutschen hat diese Erziehung mit zur Nazi-Katastrophe geführt.

Althusser baut auf diese intimen Gewalterfahrungen seine etwas kurzschlüssige Theorie von dem Unterdrückungssystem in der bürgerlichen Gesellschaft auf:

"Einige gewalttätige Formen, die ich einmal ideologische Staatsapparate genannt hatte, haben mir in meinem Leben viel zu schaffen gemacht; zu meiner großen Überraschung, ersparte mir die Tatsache, daß ich einiges von ihnen begriffen hatte, nicht, daß sie mich ebenfalls zutiefst bestimmten. "

Das verbogene Unterbewußtsein, seine geballte Macht beherrscht schon bei Freud, neben Marx der zweite große Lehrmeister Althussers, das Theater des Sichtbaren und die kleineren Machtspiele auf der Szene. Durch Unterdrückung des eigenen Willens, des Ich, der Liebesfähigkeit, lernt man sich in der Gesellschaft "realitätsgerecht" zu benehmen, zu handeln ... Eine harte Schule, eine harte ungerechte, gespaltene und gesichtslose Wolfs-Gesellschaft:

" ... (für) die Wiederherstellung dieser Unterwerfung unter die Regeln der etablierten Ordnung ... (sorgen) die Schule (aber auch Institutionen des Staates wie der Kirche oder andere Apparate wie die Armee) lehren diese ´Fähigkeiten`... "

Nach dem Mord an Hélène, spricht Althusser nur noch von Zerstörung, da er hineingewachsen war von Kind an in diese Lebenslüge, er: ein soziales Phantom, wie jedermann, nur er, - er meinte sich dessen bewußt zu sein, ein lebenslanger Selbstbetrug - bis hin zum letzten tragischen Akt:

" ... weil ich ja inzwischen sogar das Mittel gefunden hatte, zu existieren - als Lehrer, Philosoph und Politiker (doch) die oft wiederholte Zwangsvorstellung kehrte wieder, daß ich nichts anderes war als eine Existenz aus Kunstgriffen und Schwindeleien ... nichts Authentisches, also nichts Wahres und Wirkliches. und daß mir der Tod von Anfang an einbeschrieben war: der Tod jenes Louis, des Toten hinter mir, den der Blick meiner Mutter durch mich hindurch fixierte ... als greifbaren Beweis meiner Nicht-Existenz hatte ich verzweifelt alle Beweise meiner Existenz zerstören wollen ... " Er war so überzeugt davon, daß die soziale, die familiäre, die politische Welt eine Masken-Welt der Toten sei, daß er seine ganze Philosophie darauf aufbaute, die Maske aber "Ideologie" nannte. Doch die beiden Sphären, das Intime und das Allgemeine sind schwer, oft nur gewaltsam zu verbinden. Das wirklich Erlebte, Intime ist stärker, glaubwürdiger: Schon als Kind im Schatten eines Toten, kämpft Althusser mit einem Toten um seine Mutter, er sei "vaterlos" auf die Welt gekommen, habe sich selbst erschaffen müssen, sagt er, und das mißlang. Wie sollte man sich auch (mit Philosophie, gar mit Parteihilfe, Marxhilfe) selbst erschaffen können? Doch es gibt eine abgründige Erklärung dazu, die einen erschreckenden Hintergrund mystischer, autistischer oder kindlicher Omnipotenzgedanken bloßlegt: - Althusser war, bevor er Marxist wurde, überzeugter Katholik:

" ... daß ich die Trauer, die ich um Hélène trug, nicht erst seit dem Tod (der Zerstörung Hélènes) abarbeitete, sondern seit jeher. Tatsächlich hatte ich immer Trauer um mich selbst getragen, um meinen eigenen Tod durch meine Mutter und zwischengeschaltete Frauen ... diese Trauer habe ich zweifellos in ... regressiven Depressionen erlebt, die ... eine widersprüchliche Art und Weise waren, für die Welt in der Ausübung der Allmacht zu sterben ... die totale Unfähigkeit, in allem und jedem gleich allmächtig zu sein. Immer die schreckliche Zwiespältigkeit, deren Entsprechung man übrigens in der christlichen Mystik des Mittelalters findet: totum=nihil. "

Doch diesen Kampf er selbst zu sein, also wirklich zu sein, diesen Kampf führte er überall, er führte ihn auch in der Schule, wo er die Lehrer als Väter ansah, die er aber beherrschen müsse. Die Kastration des Natürlichen zwingt ihn andauernd zum Unnatürlich-Sein, zur Maske.

Um die Beziehung zu einem "abwesenden Vater" zu regeln, habe er sich "einen imaginären Vater " gegeben, habe er den eigenen Lehrern zwar nichts beibringen können, doch für sie die "Verantwortung übernommen", so als mime er das Verhalten seines Vaters gegenüber der Mutter und der Schwester, um "die zu kontrollieren, zu überwachen, zu zensieren." Der autoritäre Charakter, Frucht der Erziehung, kam durch. Wobei er sich mit allerlei "Kunstgriffen" zugleich Lieb-Kind bei den Lehren machte: um sie zu "verführen": Er ist sich kaum bewußt, daß sich aus diesem Vater- und Herrschaftswahnsinn seine "totalitäre Seele" aufbaute.




3
Als Alibi diente ihm die Philosophie: "Da sogar die größten Philosophen ohne Vater geboren wurden ... und da ich keinen Vater hatte, wurde ich ´Vater des Vaters`, Selbstvater, Eigenvater ... die Beherrschung mit Hilfe der Sprache und des Begriffes ... als wäre unsereiner ein allmächtiger Vater und auch verantwortlich für alles ... "

Trotziger Größenwahn: Das typische "Alleswissen", die infantile "Beherrschung des Ganzen", jene "totalitäre Seele", das Fatalste, was die untergegangene Weltbeherrschungs-Ideologie zu bieten hatte. Althusser sagte sogar, daß er die Weltbeherrschung in der Theorie zumindest mit angestrebt habe: "Die Führungsrolle in der Geschichte der wirklichen Welt." Diese Überhebung, ja, dieser Größenwahn, der Anspruch, die Welt total im Griff haben zu können, sie auch verändern, ummodeln zu können nach eigenem Plan, führte ihn auch in die Falle der KP, von der er hoffte, daß sie seine Einmaligkeit als Philosoph garantiere, nämlich daß die KP als eine politische Macht die Theorie, seine eigene, direkt in Wirklichkeit umsetzen könne. So etwas habe es in der ganzen Philosophiegeschichte noch nicht gegeben, schrieb er stolz. Dies führte natürlich zu andauernden Reibungen mit den Dogmatikern. Daß er sich mit den Geschichtsfälschern eingelassen hatte, ja, auch sein Allmachtsdenken kam letztlich aus seiner Menschenferne und Fühllosigkeit. Doch oft spricht auch der Größenwahn eines autoritären Autors aus Althusser, oder ist es schon der Größenwahn des Paranoikers, wenn er von der Einsamkeit des Denkers spricht, Cartesius, Kant, Kierkegaard, Wittgenstein als Kollegen der Einsamkeit anspricht, und sich um die große Verantwortung sorgt, was die Wirkung seines Denkens betrifft. Denn, er ist einzigartig, er hat keine Vorläufer und Meister gehabt, seine Ideen wirken direkt über die Partei in die Realität, glaubt er.

Gefährlich war das eigene Unbewußte, und eine eigensinnige Ichbezogenheit; 1968 hatte er den gefühligen Humanismus der KP abgelehnt, und war stolz: endlich allein Recht gegen alle gehabt zu haben. Er vollbringt das Kunststück, sich an die, den Menschen ausklammernden Marx-Fundamente halten zu wollen, so sein eigenes leidvolles Ich auszuklammern: "Die Gesellschaft setzt sich nicht aus Individuen zusammen, sondern aus Beziehungen ... " Andererseits in seinem Denken fast autistisch zu sein: "Allein verantwortlich, hatte ich endlich den Bereich meiner eigenen Initiative gefunden, wo ich meine eigenen Wünsche verwirklichen konnte, zumindest den Wunsch, endlich einen eigenen Wunsch zu haben ( ... es war erst die leere Form eines Wunsches, und diese leere Form des Wunsches für einen realen Wunsch zu halten, war genau mein Drama, aus dem ich als Sieger hervorging, aber nur im Denken, im reinen Denken), wie in einem Schicksal ... Erfüllung des reinen Wunsches meiner Mutter ... "

Zugleich aber strebt er nach der Entlastung im Inkognito und im "Anonymen": Und er wolle anonym und namenlos sein, sich auslöschen. Vielleicht war er ein Solipsist, der meinte ganz allein zu sein, sich und die Welt nur zu träumen, die ihm so zusetzte - als eigener Alptraum, eigene Projektion; er hat es auch mehrfach theoretisiert. Nämlich daß Welt, wie sie sich uns darstellt, das ist, was Erkennen aus ihr macht. Das Ich ist immer eine Filmkamera und kein Spiegel. Man ahnt, wie nahe am Unausdrückbaren diese Auffassung ist; Althusser verehrte Spinoza, ging von einem innern Kraftzentrum aus, das diese "Filme" abrollen läßt, dem er sich selbst überläßt, er bringt dafür als Beispiel - die Wachheit der Katze: Diese Weigerung, Störungen eines innern Schwingungszustandes auch nur wahrzunehmen, dann aber plötzlich wie ein Blitz aus tiefster Bewußtlosigkeit aufzuspringen, mit einem Biß oder mit einem Pfotenschlag, die Ruhe zu verteidigen, und dann wieder dem stillen Grund des Nichts zutreiben zu können im fragilen Schwingungszustand des möglichen Glücks, kommt aus tiefster Irritation, im Eigenen gestört zu werden durch Menschen, durch äußere Geschehnisse, andauernde Vergewaltigungen. Autismus? Aufschlußreich ist, was Annie Leclerc in einer Sondernummer "ALTHUSSER" des "magazine littéraire" über das Wahnsinnsverhältnis zu seiner Frau Hélène schreibt: "Der stärkste Wunsch, der konstanteste, der unveränderlichste, der pathetischste Wunsch Althussers war: in der Stille zu wohnen bis ans Ende aller Zeiten, unbeweglich, entkörpert, verschlossen im Herzen der Fleisch gewordenen Wahrheit, der Kirche, Hélènes, der Partei, der Gesetze, Gottes ... "

Denken habe er schon lange nicht mehr gekonnt, schreibt er nach dem Mord an seiner Frau: Denken - Diese Anmaßung sei erledigt gewesen: "In seinem Denken drückt der Philosoph, so hat es Marx gesehen, die theoretische Beziehung zu sich selbst aus." Und nun gab es keine Beziehung mehr. Der Selbstvater war tot. Denn sein eigener Vater sei ja er, Louis Althusser gewesen, von Kindheit an. Das war jetzt aus. Als sei nach dem Tode Hélènes nicht nur "die gute Mutter" gestorben, sondern auch dieser Selbstvater, an den er und alle eine Zeitlang geglaubt hatten. Hélène war seine neue und "gute" Mutter gewesen, eine Art Inzest, denn zugleich liebte sie ihn "als Mann", der er ja gar nicht war. Er habe nicht lieben können, und die Liebesunfähigkeit führte er wieder auf Kindliches zurück. Und auf Peinliches, auf Allzuintimes: im Dunkeln (im Bad) habe sein Vater versucht, ihn sexuell fit zu machen, anscheinend hat aber auch die Mutter "Hand an ihn gelegt" ... , ihm "den Sex enteignet". Es ist schon peinlich und erstaunlich, was für Ausreden er für seine Unfähigkeit zu lieben vorbringt. Hélène aber, die sich als die häßliche Megäre und nicht für liebenswert hielt, wollte geliebt sein, und war zu Recht voller Ängste, von ihm nicht geliebt zu werden: " ... Auf meinen ohnmächtigen Willen zur Liebe antwortete nur ihr wilder, hartnäckiger und heftiger Komplex, zu wissen, nicht geliebt zu werden, weil sie es nicht verdiene ... Verstrickung in Wut, Haß und wechselseitige Zerfleischung ... "

Er aber fürchtete, von ihr verlassen zu werden. Schuf sich eine "Reserve von Frauen", die sie - als Mutter? - begutachten mußte. Ein sadomasochistischer Zauberzirkel ohne Ausweg, Verletzungen, Kränkungen, Streit ohne Ende. Sie bat ihn, ihr seine Affären zu verschweigen. Er tat es nicht.

Aufstand gegen seine Mutter, die verboten hatte, den Körper oder den Besitz anderer Leute zu berühren?

Stolz zeigte er im Sommer, es war in der Bretagne, Hélène seine Stranderoberungen, und das war genau zu jener Zeit gewesen, als er sich mit dem Gedanken an einen großen Bankeinbruch trug. Später dann in Saint-Tropez hatte ihn ein Freund mit einer jungen Schönen besucht, dem hatte er ein Manuskript zum Lesen gegeben, und sich auf das Mädchen gestürzt, sie in Gegenwart von Hélène geküßt und ihr Bauch, Brüste und Scham gestreichelt, halb erschrocken, halb geschmeichelt hatte sie es sich gefallen lassen; dann habe er sie an den Strand eingeladen, in eine kleine Bucht, erzählt er, und die sei an dem Tag völlig leer gewesen, da an jenem Tage ein kräftiger Westwind die Leute vertrieben und das Meer aufgewühlt hatte; er habe sie aufgefordert sich nackt auszuziehen; und er selbst nackt, sei, vor Hélènes Augen ins stürmische Meer hinausgeschwommen, dort mitten in den Wellen habe er die Neue, die sehr entgegenkommend und noch geiler war als er, geliebt, und sie seien dann weiter hinausgeschwommen, bis sie dann plötzlich erkennen mußten, daß eine Strömung sie weiter hinauszog; Hélène aber sei am Strand schreiend und sich die Haare raufend auf und abgelaufen. Zwei Stunden kämpften sie mit den Wellen, und nur dem jüngeren und kräftigeren Mädchen, die eine gute Schwimmerin war, hatte er sein Leben zu verdanken; nun, er war schließlich über sechzig Jahre alt.

Dazu aber kommt noch eine Art politische Sentimentalität und ein Intellektuellen-Schuldbewußtsein, das er auf unerträgliche Weise mit den persönlichen Komplexen vermischt. Vielleicht gehört diese Rührseligkeit, mangels starker Gefühle, mit zu den Motiven, weshalb er an Hélène, der Jüdin, Partisanin und Roten so hing, ja, warum er ein "fortschrittlicher" Mensch geworden war: Er fand Hélène dann in Tränen aufgelöst und wie eine Alte dahocken, zitternd und sichtlich in einer hysterieähnlichen Krise. Rühr mich nicht an, oder ich schrei um Hilfe, hau ab mit deiner Hure, ab, fort. Und heulte wieder und schrie los. Er habe das Mädchen fortgeschickt, sie auch nie mehr wiedergesehen. Erst nach zwei Stunden sei sie, Hélène, wieder zu sich gekommen und endlich mit nach Hause gekommen. Nun sei da aber noch etwas anderes in jenem versteinerten, bis zum Wahnsinn schönen, vor Schmerz transparenten Gesicht gewesen, ja, alle Toten, die im Krieg von den Nazis umgebracht worden waren, schienen da mit aufzuscheinen ... dieses sei im Gesicht der Jüdin Hélène eingeschrieben gewesen ...

Wieder erscheint dieser Marxist und Kommunist als der subjektivste Mensch, fast als Autist. Ja, sogar seinen Marxismus leitet er aus seiner Intimität ab, in seiner papierenen Sprache klingt das dann so: "Und was meine Beziehung zum Marxismus betrifft, ich meine, da sehe ich erst jetzt klar. Auch in diesem Fall handelt es sich nicht um Objektivität, die ich beschreiben könnte, als vielmehr um mein Verhältnis zu einem oder zu mehreren objektiven Objekten, um meine Beziehung zu einem ´objektuellen` Objekt, d.h. einem unbewußten , inneren ... " Dieses seltsame "objektuelle" Objekt ist letztlich die verquere platonisch-inzestuöse Mutterbeziehung. Ein "Augenkind ohne Körper", sagt Althusser selbst, sei er gewesen: er solle alles nur aus der Distanz des Sehens wahrnehmen, wollte ihm seine Mutter wie einen Klosterzwang antun, wahrzunehmen nicht mit den Händen, die Dinge nicht direkt zu berühren, war der Wunsch der sexfeindlichen, körperfeindlichen Mutter, der Reinheitsfanatikerin; so blieb Althusser ein lebenslanger Voyeur.


4
Die Frage kommt von Spinoza, nicht von Marx: Warum kämpfen die Menschen für ihre Knechtschaft, als wäre es ihr eigenes Heil? Dieses ist der Ausgangspunkt seiner Theorie. Nämlich die "Ideologischen Staatsapparate": Familie, Schule, Medien, Kirchen, Justiz usw., die dieses Gift der Verbote verwalten, es aber ins Unbewußte jedes einzelnen als Zwänge hineinsetzen. Nach dem Mord an seiner Frau verkündet er, ein "Bekenntnis" zu seinem Fall vorzulegen, "einmalig in der abendländischen Geistesgeschichte" - denn, so das Vorhaben, es sollte seine Theorie der "ideologischen Staatsapparate" nun mit Material aus seinem eigenen Fall angereichert und bewiesen werden. Und das ganze Buch erscheint wie eine Liebeserklärung an Hélène.

Im März 85 beschließt Althusser, seine Lebensbeichte zu schreiben, sammelt Zeitungsartikel über den Skandal vom November 80, befragt Freunde und seine Ärzte, den Analytiker, den Psychiater, notiert alles auf Merkzettel, schafft eine reiche Dokumentation zu seinem Fall, um seine rätselhafte Amnesie, das totale Vergessen des Mordmoments, das ihn quält, aufzuheben. Und in sechs Wochen schreibt er das Buch nieder: "Die Zukunft hat Zeit". Ist es eine Autobiographie, ein Familienroman, eine Beichte. Die Herausgeber schreiben:

"Die Geschichte, die er erzählt, ist eine Geschichte seiner Affekte, die seiner Phantasmen ... Wenn wir mit diesen ... Texten in die Schrift der Phantasie eintreten, in die der Halluzinationen, dann deshalb, weil ihre Materie die des Wahnsinns ist ... wir stehen hier vor einem Zeugnis des Wahnsinns, doch im Gegensatz zu den ´nosographischen Dokumenten`, den ´Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken` des Präsidenten Schreber, die Freud studiert hat, oder die des Pierre Rivière (Mörder seiner Mutter, seiner Schwester) untersucht von Michel Foucault - erleben wir mit, wie ein Intellektueller, mit einer außerordentlichen Intelligenz, von Beruf Philosoph, seinen eigenen Wahnsinn erlebt."

Althusser hat sich angestrengt, er hat geheuchelt, er wollte ein ANDERER sein. Etwas, das er nicht war. Auch nicht die reine Figur, der Keusche, der er der Mutter zu Liebe sein wollte. "Die schmutzigen Hände, der Schmutz waren die Phobie meiner Mutter, und daher bekam der Schmutz eine Art Faszination für mich ... Das Auge ist ... seit Platon, Aristoteles, dem Thomas von Aquino und bis heute das spekulative Organ par excellence."

Die Mutter des Philosophen - Und die Mutter der Philosophie - die reine Idee: Haar und Schmutz schied Platon aus der Idee aus. "Ja, ich habe erfüllt, was sich meine Mutter seit unvordenklichen Zeiten (das Unbewußte ist zeitlos) von der Person jenes anderen Louis wünschte und erwartete - und ich habe es getan, um sie zu verführen: die Verständigkeit, die Reinheit, der reine Intellekt, die Entkörperlichung, der Erfolg in der Schule und zu guter Letzt eine `literarische´ Karriere ... "

Reinheit schafft er nicht. Er weiß bis zu seinem 27. Lebensjahr nichts vom Sex, und als er das erstemal onaniert, wird er ohnmächtig. Nach dem ersten Beischlaf, mit dreißig! fällt er in eine schwere Depression und kommt zum erstenmal in die Heilanstalt. Es war natürlich Hélène, mit der er zum erstenmal schlief. Ein Gefühl des Ekels, taub und stumm, doch gewalttätig habe in ihm gearbeitet ... Die Tage vergingen, und die Depressionen nahmen zu. So kam es zu einer längeren Zwangseinweisung mit Elektroschocks, die der berühmte Analytiker Pierre Male verordnet hatte. Furchtbare Zuckungen und Aufbäumen des Körpers mit Schaum vor dem Mund. Ein kleiner Tod auf Raten. - Die Angst und Aggression gegen Frauen habe zugenommen .

Hélène treibt (ohne sein Wissen) ab. Und er sieht dies sogar als Opfer für ihn an. Das bezahlt er bitter. Es entstand zuerst ein schönes, aber kompliziertes Verhältnis. Sie kümmerte sich mütterlich um ihn in den Phasen seiner Depression. Wenn er gesund war, betrog er sie. Sie rächte sich dafür, nützte seine Trennungsängste aus, verschwand tagelang ohne Adresse.

Die Florentiner Analytikerin Giuliana Kantza, ehemalige KPI-Intellektuelle, schreibt in einer Arbeit über Althusser:

"Die erste Krise ist die, den Sex zu negieren, die wirkliche Zeugung, Ekel, Ausbruch, als wäre es ein Verrat an der Mutter: Reinheit, also Unfruchtbarkeit. Und Hélène als Mutter, er das Kind. Althusser wird nie Vater. Bleibt Selbstvater. So blieb dieser Akt des Todes wie ein Zeugnis: zwischen einem Mann und einer Frau die Unmöglichkeit zu lieben, hier, ins Extreme getrieben, die Passion des Hasses. Weder er, noch sie wollten etwas wissen von ... der Unmöglichkeit den Andern zu lieben."

Das, was jeden Moment geschieht, gehorche einem geheimnisvollen Zwang alltäglicher Wiederherstellung, sagt Althusser, er spricht von "Wiederholungszwang", der immer gleichen Bedingungen für diese bestimmte, von Interessen beherrschte Lebensform, wo jeder durch Erziehungsmaßnahmen, die er selbst erlitten hat: der Andere, der Fremde wird, nie er selbst! ... Das Bewußtsein der inneren Zwänge dieser Lebensform sei uns entzogen; es scheint meist so, als hätten wir das was wir tun, auch immer selbst gewollt! Familie und Schule seien dafür die Hauptverantwortlichen. Versuchte er sich die Herstellung der banalen Wirklichkeit als Zwang vorzustellen, da er selbst in hohem Grade lebensuntüchtig war? So war ihm der Gedanke an winzige Banalitäten des Alltags ein alptraumhafter Horror: Einkäufe, Putzfrau usw. Die Klinik, die Philosophie sowieso, waren Fluchtorte vor den Widrigkeiten des Banalen. Die Anstrengung, sich Essen machen zu müssen, einzukaufen, gar einen Umzug mit all den Büchern zu bewältigen, ja, mit der Putzfrau zu verhandeln ... die Angst allein zu bleiben ... setzten ihm zu. Und anfangs in der Heilanstalt habe er alles "verloren", das Nachthemd, die Schuhe, die Brille, den Schlüssel vom Schrank, das Unterhemd, kunterbunt und durcheinander, und sei eine Art Konversion einer völlig andern Abwesenheit gewesen, der von Hélène, die schließlich die Abwesenheit seiner Mutter gewesen sei, und so verlor er alles, weil er alles verloren habe, nicht nur das eigene Leben, nein, alles, und habe es auch radikal darauf angelegt, es zu verlieren, so daß Nichts geblieben sei ... Haft, in der Fremdheit der äußeren, auch der inneren Natur als Zwang eine "Evidenz" anzuerkennen, eine sichtbare Wirklichkeit, die auswegslos erscheint, wie der eigene innere Zwang zur Unfreiheit (alles ist so wie es ist!). Als wäre der Böse am Werk, der das täglich herstellt!

"Die hartnäckigen Evidenzen ... vereinen sich so sehr mit unserem alltäglichen ´Bewußtsein`, daß es äußerst schwierig ist, um nicht zu sagen fast unmöglich, sie als Wiederherstellung (eines Status quo) zu erkennen." (Das Kapital lesen, 1965.)

Nämlich zur Erkenntnis zu kommen, daß diese "hartnäckigen Evidenzen" nichts Äußerliches sind, sondern unsere eigene Projektion, Projektion von fertiggemachten Seelen, die von einer Art "downer - programm" beherrscht werden: das sich täglich durch unser aller Unbewußtes wiederherstellt. Bei ihm andauernd in einer Angstpsychose. Dieser Schauspieler des Unbewußten wurde, so meint Althusser: beeinflußt, geformt mit Hilfe der in diese intime Sphäre hineinreichenden tiefen Sonden von Erziehungsmaßnahmen und Zwang in Familie, Schule, Betrieb etc., das unser Handeln lenkt. Und Millionen Schauspieler der Gewohnheit erschaffen gemeinsam jeden Tag, jede Stunde dieser äußeren Banalität - nicht neu, sondern ALT und wie gehabt. Als wäre es ein negativer Welterschaffungsprozeß. Und ein böser Dämon am Werk.

Es stimmt schon: Wir selbst sind blind in der geschaffenen Gewohnheit. Staunen, so meint auch Althusser, es ist ja eine alte Überzeugung der Philosophie: Staunen erst wäre die plötzliche Wiederkehr verdrängter Wahrheit, ein Aufheben des Selbstvergessens ... Auch wenn es durch Schrecken geschieht. Blindheit wird dann aufgehoben, Blindheit auf der unser so fader Wirklichkeitswahn beruht. Es ist meist ein Chock, etwa schmerzhafte Einsicht, daß Leben verloren geht in aufgezwungenen Versäumnissen. Wir haben 1989 solch einen schockartigen Einbruch ins Gewohnte, ein "historisches Staunen" erlebt.

"Selbst denken" zu wollen angesichts der unglaublichen gegenwärtigen "Imagination der Geschichte", schreibt Althusser: "daß wir ... neue Formen des Denkens, neue Konzepte erfinden müßten ... uns nie etwas vorzumachen und unsere Aufmerksamkeit auf die Neuigkeiten und den Erfindungsgeist der Geschichte zu richten."

Interessant ist Althussers Theorie des "Wiedererkennens", das simpelste Beispiel, wie der status quo andauernd wiederhergestellt wird! Jene "Evidenz". Wie "Wiedererkennen" das Subjekt ausschaltet und Nichterkennen oder Nichtsehen des Wirklichen und der eigenen Existenz erzwingt. Der Mensch als Sozialtier: "Wenn wir auf der Straße jemandem begegnen, den wir (wieder-) erkennen, so geben wir ihm ein Zeichen, daß wir ihn wiedererkannt haben ( und daß wir gesehen haben, daß er uns wiedererkannt hat), indem wir ihm `Guten Tag, mein Lieber` sagen und ihm die Hand schütteln (die zumindest in Frankreich übliche materielle rituelle Praxis des ideologischen Wiedererkennens im Alltag; in andern Ländern herrschen andere Rituale). Es soll ... die Gewißheit geben ... konkrete, einzigartige ... und (selbstverständlich) unersetzbare Subjekte zu sein.. . In der Materialität des im Imaginären lebenden Menschen ..." ( Ideologische Staatsapparate.)

"Materiell" ist bei Althusser ein irreführendes Wort, er meint damit das wirkend Vorhandene, das erfaßt wird, wenn wir uns nichts vormachen oder vormachen lassen, also die Dinge durchschauen. Denn: Man sieht nur was man weiß. Bei Brecht, der mit dem sogenannten "Verfremdungseffekt" gearbeitet hat, um die Blindheit des Selbstverständlichen aufzuheben, gibt es ein schönes Beispiel; die Wahrheit sei in die Funktion gerutscht, sagt er, die Fotografie etwa von IG Farben vermittle überhaupt keinen Eindruck von der wirklichen Funktion des Chemie-Werkes. Der Glaube an den Schein, ans Nur-Sichtbare ist eine Art anerzogene Blindheit, nämlich das, was wirklich ist, nicht "sehen" zu können oder zu dürfen.. Es ist wichtig: zu wissen, Theorie wie ein Mikroskop zu benützen, den Schein zu zerschlagen, die Hintergründe zu erkennen! Das dürfte heute, wo unsichtbar alles mit Atomstrahlung und Chemie durchseucht ist, - sogar überlebensnotwendig sein . Der bekannte Soziologe Ulrich Beck sagt es heute so: "Hinter den Fassaden stecken gefährliche feindliche Wirkstoffe. ..Die Welt des Sichtbaren muß auf eine gedachte und doch versteckte zweite Wirklichkeit hin befragt, relativiert, bewertet werden ... Mit dem zivilisationskritischen Risikobewußtsein betritt also in allen Bereichen des Alltags ein theoretisch bestimmtes Wirklichkeitsbewußtsein die Bühne der Weltgeschichte." (Die Risikogesellschaft, 1992.)

Auch Marx sprach von Zauberei, von Dämonie im Schein der Ware, des Geldes, die etwas anderes verbergen. Die neuen Gifte bringen es an den Tag: Profitinteressen. Was sie also verbergen, wissen wir heute. Doch es scheint ein verbotenes Bewußtsein zu sein. Die Gründe der Apokalypse als Folge des Systems wahrzunehmen, nun ja ... Neue Gegenstände sind im Feld der bestehenden Theorie notwendig "unsichtbar ... weil sie als Gegenstände in ihr untersagt sind ... " "Das Nicht-Gewußte ist genau das, was sie an Brüchigem in sich trägt, und zwar unter dem Anschein des am meisten Evidenten: im Schweigen, im Zusammenhang ihres Diskurses (aber erscheinen) gewisse ... Abwesenheiten, blinde Flecken im strengen Zusammenhang ihrer Argumentation, kurz alles, was einem aufmerksamem Hinhören `hohl klingt`."

Ideologie also in der Wissenschaft. Auf niederer Ebene aber, im Familienleben: ein persönliches Verdrängungsinstrument, denn familiäre "Ideologie" hat Althusser tatsächlich zugrunde gerichtet.

5

Es ist erstaunlich, daß sein Fall am besten mit der von ihm entworfenen Theorie des Unbewußten erklärt werden kann. Er hat versucht, die wirklichen Tiefenkräfte der Geschichte zu analysieren, Tiefenkräfte, die nicht die ökonomischen, wie bei Marx sind, sondern die Verdrängungen, das mehr oder weniger kranke ("verdinglichte") Unbewußte, das die Menschen zu handeln zwingt, wie es ihnen eingebleut wird, und ihnen das Leben stiehlt, dieses zu einem falschen macht, sodaß sie immer nur als DER ANDERE leben, nie als sie selbst; und er nennt diese Gifte "Ideologie". Althusser: "Die Ideologie stellt das imaginäre Verhältnis der Individuen zu ihren wirklichen Lebensbedingungen dar. "

Alles im Gesellschaftlichen oder Persönlichen sei also vom "Imaginären", vom Unbewußten und von der Emotion bedingt, von Wünschen und Träumen, Gefühlen und Ressentiments ... Das hat mit Marx nichts mehr zu tun, sondern mit Spinoza und Freud.

Ich lese mit Verwunderung in Georg Lukács "Geschichte und Klassenbewußtsein", es wird mir klar, daß Althussers Marx, die moderne Psychiatrie und die neue Physik zu ähnlichen Resultaten kommen. Übrigens auch Sartres "Marxismus und Existentialismus". Die Korrektur des Wissens durch das Nichtwissen, das Wissen von Morgen. Und hier setzt auch die wichtigste Erkenntnis Althussers ein, die eigentlich eine Umkehrung des traditionellen Marxismus ist: Nämlich daß Welt, wie sie sich uns darstellt, das ist, was Erkennen aus ihr macht. Das Ich ist immer eine Filmkamera und kein Spiegel.

In der modernen Informationstheorie ist Wissen eine meßbare Menge von Wissensmöglichkeit im Rahmen der Wahrscheinlichkeit, das heißt etwas völlig Ungesichertes, Vorläufiges.

Bewußter Träger dieses Wissens ist der einzelne Mensch, das Subjekt. Es scheint als wäre dieses Subjekt nun wieder aufgetaucht. Althusser selbst nennt dieses "metonymische Kausalität" (abwesender Grund). Es scheint so, als wäre nun Louis Althussers Fall nicht nur eine Selbstkorrektur durch den Wahnsinn, der zu beweisen schien, daß das Leben des Einzelnen niemals begrifflich von einer Theorie erfaßbar ist, - eine Korrektur der Maßlosigkeit eines überheblichen Wissens, einer rechthaberischen Theorie, die schon der dänische Philosoph Sören Kierkegaard im vorigen Jahrhundert am maßlosen und rücksichtslosen, den einzelnen Menschen überschreitenden Absolutheits-Denken Hegels vorgenommen hatte; Jean Paul Sartres Ansicht in seinem Buch " Marxismus und Existentialismus" trifft ganz besonders auf Althusser zu:

" ... der Schmerz, das Bedürfnis, die Leidenschaft, die menschliche Mühsal sind nackte, durch Erkenntnis weder überschreitbare noch abwandelbare Realitäten ... insofern diese Arbeit in direktem Gegensatz zu aller begrifflichen Erkenntnis steht. Denn die Ideen ändern die Menschen nicht, und es genügt nicht, die Beweggründe einer Leidenschaft zu erkennen, um sie aufzuheben. Man muß sie durchleben ... kurz sich abarbeiten."

Der zweite, wichtigere Ausgangspunkt Althussers war erlebt und durchdacht: war das Rätsel der Berührung von Mater materia. Am Anfang war für seine Theorie Husserl, Sartre und Merleau-Ponty gewesen. Und da setzt jener Dreh ein, jene Dialektik, die ihn überhaupt zum Marxismus gebracht hat: Der Körper und die Theorie bestätigen sich gegenseitig, und heben sich auf in der Tat.

Dies war freilich auch ein subtiler Aufstand gegen dies Unbewußte der Verbote; Verbote von zu Hause: Distanz, Sehen, - ohne den Körper, die Hände gar einzumischen, die schmutzigen Hände. Und so habe er, Althusser, begonnen mit seinem jungen Körper zu denken, ja, nicht dieses distante mit den Augen die Welt, das Nur-Sichtbare Abtasten bis an den Horizont, wo sie sich anschlugen, nicht weiterkonnten. Dies Augenkind der Ferne, das habe er auch am Großvater im Alter dann erlebt, als der schon in die Schläfrigkeit des Todes verfallen war, und dies sei ihm da immer aufgefallen. Das aber habe er dann überwunden, vergessen sogar das Reinheitsgebot der Mutter, er sei ein Mensch der Praxis, des Körpervergnügens geworden, das Gegenteil also von Thomas von Aquino etwa, dem alles Auge war. Die Berührung mit den Händen, sogar dies habe ihm dann nicht mehr ausgereicht, um an die Wirklichkeit zu glauben, da zu sein, zu existieren, dazu gehörte mehr, nämlich etwas umzuformen, zu bearbeiten, beginnend mit kleinen Basteltätigkeiten als Junge, Ihm habe geistige Arbeit nicht ausgereicht, sondern jene Berührung der nackten, der kruden Realität habe er angestrebt wider jede spekulative Illusion, gewissermaßen auch Hand anzulegen, die Welt zu fühlen, diese Lust habe ihn zu Marx gebracht, und er könne diesen Horror seiner intellektuellen Freunde nicht begreifen, die körperliches Tun als Zwang, Verblödung und als Zeitverlust ansähen. Und so habe er dann den Begriff der praktischen Theorie oder theoretischen Praxis gefunden.

Dieses Unmittelbare, Konkrete, Sinnliche, endlich erreicht durch paradoxen Umweg: soziale Tat, Arbeit, Durchbruch ("Revolution") - kaum durch Blicke oder nur Berührung des einzelnen Dinges. In seinem Buch Für Marx (Pour Marx), seinem Hauptwerk, suggeriert Althusser, daß die (wissenschaftliche oder revolutionäre) Praxis niemals nur auf das Selbstbewußtsein zurückgeführt werden könne. Die Philosophie als Praxis-Theorie habe in erster Reihe die Aufgabe, grundsätzlich die Illusionen des Bewußtseins in allen ihren Formen aufzudecken.

Erstaunt habe ihn Spinozas berühmte Formel, daß der Begriff des Hundes nicht bellen könne, der wirkliche Hund sich dem Wort und dem Begriff "Hund" entziehe.

Spinozas Ansicht vom Körper, der von "mens", einer Art Potenz und Geschenk bewohnt ist: "Als Kraftbündel in sich, bewegt, wie meine eigenen Glücksgefühle auf dem Land und bei der Feldarbeit - ein Körper, der denken kann ..." Er habe ein Glücksgefühl empfunden, wenn sein Körper sich frei bewegen konnte. Und da sei es der Großvater gewesen in seinem Forsthaus im Bois de Boulogne, wo es von Unsichtbarem, aber sehr Nahem gewimmelt habe, Gerüche der Pferde, Ställe, das Kauen ... alles hörend, sehend, schmeckend, Geruch der Erde, der Pferdeäpfel, der Kuhscheiße, und das intensive Parfüm des Plumpsklos hinten im Garten, dann der Geruch und Geschmack der wilden roten Erdbeeren, klein wie Feenkinderköpfe, Geruch der Steinpilze, der scharfe Geruch der Schwammerl, der Hühnerställe, des Hühnermistes, Blutgeruch beim Schlachten, Geruch um die Hundehütte, wilder Geruch des Weins und des Sägemehls beim Sägewerk, Geruch des eigenen Schweißes nach langem Laufen und Spielen, die Müdigkeit der Glieder nach einem Fußballspiel, der verschwitzte Kopf, die Haare, und die Anwesenheit des Großvaters, die eine Anwesenheit von Tabakrauch war, nicht die Gewalttätigkeit seines Vaters in Algier und Marseille; und so habe er, Althusser, begonnen mit seinem jungen Körper zu denken ... Praxis-Theorie, um so jenes Verlangen der Mutter mit den eigenen Bedürfnissen nach realer Praxis zu verbinden, sich auch denkend der Mater materia in jedem Bereich zuzuwenden.

Er wollte die Erzählung dessen, was wirklich geschieht. Indem man etwas praktisch verändert, aktiv mitwirkt an dem was geschieht, verändert man sich selbst. Die schöne alte Utopie einer Selbstveränderung durch Tat in reflektierter Praxis: Erstaunlich, wie nah dieses von Hegel übernommene Zentrum des geschmähten marxistischen Denkens dem Grund gegenwärtigen Wissens kommt. Carl Friedrich von Weizsäcker definiert den Kern heutiger Erkenntnismöglichkeit so: "Das umfassendste mathematische Schema eines Naturgesetzes ist das einer Differentialgleichung nach der Zeit. Eine derartige Gleichung gibt an, wie bei gegebenen Umweltbedingungen der Zustand eines Objekts seine eigene Änderung determiniert."

Doch auch diese tiefen Gedanken reichen nicht aus, zu fassen, was "wirklich" ist. Und keine Theorie half Althusser, auch nicht die "Theorie der Praxis"; als geschah, was ihm wirklich geschah, da half kein Marx, kein Sartre, keine Physik, der Durchbruch zum Wahnsinn und zur Mordtat an seiner Frau Hélène geschah, als das Denkgerüst, seine Maske, die ihn eine Zeitlang geschützt hatte, zerbrach. Althusser hat die "Krise" des Marxismus aus diesem selbsterlittenen Zwiespalt zwischen Ideologie als Krankheit des Kopfes und Ideologie als Krankheit der Seele vorausgesehen, und erkannt - daß Gifte des Unbewußten Geschichte und auch seine Geschichte gemacht hatten. Denn sie tun es und sie wissen es nicht.



Nachgetragene Gedanken zum tragischen Fall des

Philosophen Althusser



Nicht nur Althusser, die besten Köpfe im Westen, wie Foucault oder Derrida, George Steiner, Paul Virilio oder am genausten vielleicht Jürgen Habermas in seiner schon 1984 erschienenen Untersuchung "Die Krise des Wohlfahrtsstaates und die Erschöpfung der utopischen Energien", haben auf das Scheitern der Moderne und ihres Fortschrittsgedankens seit 1789 hingewiesen; und diese Skepsis gab es schon in der "Dialektik der Aufklärung" von Horkheimer und Adorno. Was neu ist und bei Althusser bis in den Wahnsinn hinein durchlebt wird, spricht auch Habermas aus, daß nämlich "die Erschöpfung utopischer Energien nicht nur eine der vorübergehenden kulturpessimistischen Stimmungslagen anzeigt, sondern tiefer greift. Sie könnte eine Veränderung des modernen Zeitbewußtseins überhaupt anzeigen." Daß sich nämlich die "Struktur des Zeitgeistes und der Aggregatzustand der Politik" radikal verändern, daß wie vor 200 Jahren "die Paradieseshoffnungen mit der Verzeitlichung der Utopien ins Diesseits eingewandert sind", so würden heute "die utopischen Erwartungen ihren säkularen Charakter verlieren" und möglicherweise wieder transzendenten, grenzüberschreitenden Charakter annehmen, wie Habermas vermutet, um diese These dann sogleich zurückzunehmen, als habe er Selbstverrat geübt. (In: Die Moderne ein unvollendetes Projekt, Leipzig 1992). Daß wir aber an einer Zeitgrenze angekommen sind, wie es auch bei Steiner oder Virilio anklingt, und wie es vor allem die moderne Quantenphyik und ihre längst im Hintergrund der Geschichte wirkende immaterielle Licht-Realität anzeigt, läßt sich nicht mehr leugnen, daß allerdings alte Theorie, Alltagsdenken und Politik hinterherhinken, ist auch offensichtlich. Das Unsichtbare nämlich ist heute mehr denn je die Hirnsyntax der Geschichte. Nicht nur die Tatsache der Vernichtung ist da, sondern damit verbunden ein radikaler Bruch mit der Körperwelt. (Doch auch ihr Aufstand, Aufstand der Enge in den Ethnien und alten Machtkonstellationen). Wenn nicht alles täuscht, steht seit einiger Zeit schon ein Paradigmenwechsel an. Unser Weltentwurf scheint an eine Grenze gekommen zu sein, wo es auf gewohnte begriffliche oder anschauliche und sinnliche Weise nicht mehr weiter geht.

Nach 1989 wird dieser Bruch und Abgrund besonders deutlich.

Die Vorbedingungen sind uns vorgegeben durch die Barriere des eben so erzogenen und zensurierten Bewußtseins; eine ontologische und eine Erkenntniszensur! Balibar nennt den Durchbruch durch starr Bestehendes eine "négativité absolue", die die so Gefangenen befreien könnte; er gehört ins Umfeld der "negativen Theologie" und erinnert an Bacons Konzept der "Reinigung" von allen "idola" am Anfang der Wissenschaftsgeschichte. Bacon nahm "Unreinheit des Geistes" als Ursprung allen Irrtums an, die Natur selbst lüge nie; Beschränktheit, samt allen "Antizipationen", Vorurteilen, "idola", müßten durch sorgfältige "Reinigung des Geistes" aufgehoben werden (Aphorismen, 36,42,69). Selbst-Kritik bei Althusser, ja zerstörerische Kritik der Bewußtseins- und Ego-Illusionen einer kollektiven Halluzination sind so zu verstehen, Aufbrechen einer zum Ding der Außenwelt von Macht und Ware gewordenen Bewußtseins. Ähnlich wie Walter Benjamin, der andere mit Erkenntnis-Chock arbeitende historische Materialist, geht es auch Althusser, etwa in "Das Kapital lesen", um eine "Geschichtspause", um eine "Nicht-Gegenwart", eine Geschichts-Absenz: wie kann die ewige Wiederkehr des Gleichen, die immergleiche Kette von Unterdrückung und Herrschaft und ihr status quo durchbrochen werden? In der Julirevolution wurde auf die Uhren geschossen. Drei Neuformulierungen dazu finden wir bei Althusser, und darin besteht, nach Balibar, Althussers Originalität: erstens: Weil die Verblendung zur Unterdrückung gehört, kann sie, solange diese andauert, nicht aufgehoben werden, sie ist aber immer mehr unserem Bewußtsein entzogen; zweitens: der oben beschriebene Prozeß der "Reinigung", ist eine theoretische Besinnung auf das Unmögliche, Erhellung, daß wir von Betrug und Lüge infiziert, das, was wir nicht sein dürfen und können, als Außenwelt, als Schein der Gegenwart leben müssen; daß drittens die Ursachen dessen, was als Schein da ist, tief ins Unbewußte gedrungen sind, das dieses Unbewußte so als kollektiver Schein Geschichte macht, an den wir alle intimst, aber im Selbstbefehl sozusagen angeschlossen sind und "mitmachen müssen", ob wir wollen oder nicht!

Es gab eben nicht nur rote Staatsdiener oder Denksklaven. Möglicherweise griff die Selbstkritik des nicht staatlich gebundenen seriösen marxistischen Denkens in seiner Schärfe am gnadenlosesten und bis zur Selbstzerstörung an die reale Grundverfassung der Erkenntnis. Bei Walter Benjamin war es die schon früh vorgenommene Dekonstruktion der "Fortschritts"-Teleologie im starren Blick seines "Engels". Beim unglücklichen Philosophen Althusser hatte die Entdeckung, daß jede Verbindung zum "Realen" "Imagination" und vereinzelt sein muß, es eigentlich keinen Halt mehr geben kann, möglicherweise zum Wahnsinn geführt. Auch Althusser ging vom radikalen Illusionsverbot aus und endete (1980) als Mörder seiner Frau Hélène in der Heilanstalt. Die totale Entlarvung des alten "Realen" ist menschenunmöglich und schlichtweg nicht zu ertragen.
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zurdo, te quieres encargar de las sentencias pegamin de este mes? ya lo ofrecí a otros, el seleccionarlas y subirlas, pero pasaron de mí...te lo digo porque a mí me divierte volver a leer los comments de todo un mes pero mi gusto es muy subjetivo, claro...igual tú le dabas otro enfoque y seleccionabas otras..no sé...si te hace me lo comentas y nos ponemos de acuerdo para que no dupliquemos
 
Yo he llegado a tener a un par de gitanos muy cerca, justo a los 10 cm aproximados que tenía la navaja mohosa con la que me extorsionaron mil de las antiguas pesetazas. Y puedo garantizar que ninguno de los dos especímenes pronunció la palabra chachipén en ningún momento, lo que es otra prueba irrefutable de lo confusos que algunos andan en materia del génesis de chachipén.

Y quiero aprovechar para hacer el inevitable chiste xenófobo-antialianza de civilizaciones, aprovechando el comentario anterior de la revista:

Cultura gitana viene a ser algo así como el agua seca, el círculo cuadrado o el orgasmo femenino, ¿no?

Me encanto cuando soy irrespetuoso.
 
Zurdo, cabrón, trabaja de peón!!!
 
Yo creo que usted lo hace muy bien y conoce mucho más a fondo la idiosincrasia de este blog.
Lo de hacerle mención de vez en cuando de alguna frase que me resulta especialmente brillante es mero acto reflejo, por apreciar cada día más su contraste entre tanta inepcia anónima (ya sabe, los tres exabruptos que repiten con monótona idiocia, las dudosas honras maternas, la cosa tulta, y, últimamente, la zorrez -éste es nuevo-) y, como enésima vuelta de tuerca, la demencia spam de los new trolls (espero que en una de éstas no nos cortypeguen el listín telefónico de Vicálvaro, que por ahí parece andar la cosa). También Xabi me he dado cuenta que celebra las ocurrencias que demuestran ingenio, buen humor y no mala baba. Y supongo que lo hace por el mismo impulso de desahogo que yo.
Insisto, su criterio me parece magistral (y los comentarios en paréntesis de cada sentencia merecerían que recuperase su antiguo avatar -o, mejor, la foto del hermano Mariano, auténtica mente maestra del clan Ozores-).
 
Jo, es que no pica ni uno
 
Tultillo...
 
El que ha escrito esa parrafada en alemán es más tonto que bailar la música del telediario.
 
Cada uno llama la atención como puede. Hacel-le unas visitiyas a su blos, hombre...
 
os odio a todos
 
Mira, Fruno, el troll infinito ha mutado en neokraken. Ya sabes, perfiles fantasmas, blogs desechables, como en la zurdomaquia de mayo.
Volverá a reír la primavera, haw, haw.
Dios, qué vida más triste la de algunos.
Me voy a seguir con Escohotado, que está el tocho interesante. Ale, trollilo, a pasarlo bien.
 
pedazo de mierda
 
Atentos todos al día 25 de Mayo:

http://www.alvarezperea.com/diaorgullofriki/

A mi me parece una gran idea eso del Orgullo Friki...
y a traves de esta pagina me he encontrado con esta otra:
http://probar.blogspot.com/

Gracias a ella he encontrado la idea para mi próxima novela:
Templos y Demonios
de Infinitos
A los pies de un famoso lienzo de Leonardo da Vinci aparece estrangulado Koniff Portman –un estudioso de los escritos de Qumram– con un extraño símbolo grabado a fuego en su pecho. Para el profesor Brian Pickford no hay duda: La Manada Cruel de los Hiper-negativos, que se enfrenta a la humanidad desde los tiempos de Mortadelo, ha regresado. Acompañado de Salma, una joven científica, y Leo, un vendedor de libros a domicilio, Pickford comienza una carrera contra reloj, con una búsqueda desesperada en los suburbios más escondidos de la Europa del Este, para aclarar el misterio del porcentaje exacto de algodón que lleva la capa de Harry Potter. Necesitará todo su conocimiento para descifrar las claves ocultas que La Manada Cruel de los Hiper-negativos ha dejado a través de los siglos en unos manuscritos que hay en Toulouse y en una gasolinera de Soria, y todo su coraje para vencer al despiadado asesino, ya que el tiempo se agota y el equipo Ferrari de Fórmula-1 está en peligro.

La Fiesta del Orgullo Friki fue un fracaso, por supuesto, los verdaderamente orgullosos se quedaron en sus casa como está mandado viendo deuvedes de Perdidos o jugando al rol, no en un pafeto crepuscular como en el que se celebraba la fiesta (en el Caché, junto a la plaza de la Merced, ¡visítalo!) donde el inclito Androide Paranoide y el sin par Giovanni ponian al mal tiempo buena cara. Bueno, tambien estaban el hermano del Androide, conocido como el Chino, un habitante de la noche de nombre Israel, bueno para hablar de budismo zen e informatica de redes (o algo así), y una chica que aparecio con un impersonator pobre de Rob Zombie, vestida, segun ella, de punk de los ochenta, con jeringuilla clavada en un pecho incluida. La velada fue musicalmente amenizada por la labor de pincha de Androide y un grupo de espontaneos de etnia gitana que montaron un improvisado tablao friki en el que mezclaron standars tan populares como el soy gitano con el Bizarre Love Triangle que salía de los altavoces, con tanto tino que hicieron poner pies en polvorosa a los pocos jóvenes incautos que se pasaron por alli con sus ejemplares de Vampire: The Requiem bajo el brazo.
A vivir la vida friki. En Málaga.


Por cierto, hoy es el día de la Bestia, lo he escuchado en la tele. A ver si se nos ocurre un buen acto para celebrarlo.
 
http://fluidoinfinito.blogspot.com/search?q=FRIKI
 
Qué cojones día de la bestia o del bestia, hoy es el día de la vuelta de mi blog. Estáis todos invitados a ganchitos, panchitos, sandwiches, cocacolas y fantas. Tarta no hay porque se la ha comido Gordopilo.
 
Lucía Folino es Vico
 
Yo me juego 10 euros a que sí. Qué cojones, me juego 30. Y si no lo es, los quemo y me grabo en Youtube para demostrarlo.

Por otro lado, no sé yo si Vico está a estas alturas de la vida por la labor de hacer el gilipollas de una forma tan impresionante; es la única baza en contra.

Igual es la ilusión que me haría que fuese Vico. Que por otro lado sería un poco triste, porque está mostrando un lado tremendamente mezquino e indecente hacia algunos de vosotros (no precisamente hacia mí, que a mí me ignora).

Aquí estamos, mis palos de ciego y yo atravesando las cinco de la mañana sin pestañear, haciendo el gilipollas en este rincón de internet. Cuando sea mayor y me relea me voy a dar vergüenza (que por supuesto remitirá cuando os lea a vosotros).
 
Bah, qué tontería. Ahora que lo pienso, no puede ser Vico. Este es un tonto a las tres anónimo (espero).
 
¿Quién es Vico? ¿Alguien del mundo bruto ése?
 
Inculto, fellah, ¿acaso no conoces la historia de este tu blog?
Y en el principio fue Vico....
 
Qué incultura que no. Hasta yo sé quien es. Vico es uno que escribió un libro de "Conversaciones con Fito Cabrales".
 
que vas a saber tu, puto mamagüevos. Callate, hijodeputa!
 
Algo sí que sé, como por ejemplo que "tu" lleva tilde cuando es pronombre personal...así como también las palabras esdrújulas como "cállate"...o que tú, necio ser, estás aquí para aprender de mi limitado conocimiento.
 
Jua jua!!! Menudo sucio montón de mierda es tu madre...
 
Menos mal, ya me dejas más tranquilo. Temía que ahora se te diera por la elucubración, que te desviaras de los exabruptos coprófilos para los que fuiste concebido, que en cualquier otro amago de pensamiento te pudiera dar un derrame cerebral.
 
"Sucio montón de mierda"

¿es que hay montones de mierda limpios?
 
Pregúntale a tu padre muerto...
 
Ellos, los Anos, que han vivido en constante comunión con la mierda -que se han puesto un nombre acorde a su naturaleza-, con el tiempo han perfeccionado cierto talento para catalogar la Mierda (más este que como ya se ha dicho su mismo nacimiento se produjo entre la ídem cuando su progenitora se hallaba con el culo metido en el váter). Vamos, que como los esquimales que son capaces de captar en la nieve infinidad de tonos blancos, los Anos con lo suyo pues igual: verán algunas más sucias, otras menos, otras perfectamente moldeables para hacer sus figuritas...
 
tal que yo
 
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